Die Evidenz-Frage: Warum Ärzte sie fordern – und warum sie schwer zu liefern ist
Die Hämoperfusion und Apherese haben sich als wertvolle Verfahren etabliert, um entzündliche Prozesse zu reduzieren, toxische Belastungen zu senken und das Immunsystem zu entlasten. Zahlreiche Patienten, die mit chronischen Erkrankungen oder therapieresistenten Beschwerden zu uns kommen, berichten von deutlichen Verbesserungen ihres Gesundheitszustands – in einigen Fällen sogar von einer nachhaltigen Linderung zuvor persistierender Symptome. Doch während der klinische Erfolg dieser Methode im Praxisalltag klar erkennbar ist, stehen Mediziner und Wissenschaftlerinnen oft vor einer methodischen Herausforderung, wenn es darum geht, diese Wirksamkeit in standardisierten Studien zu belegen.
Warum sind klassische Studienformate problematisch?
Ein entscheidendes Problem liegt in der starken Heterogenität der Patienten, die eine Hämoperfusion oder Apherese in Anspruch nehmen. Viele von ihnen leiden an multimorbiden Krankheitsbildern, die sich aus einer komplexen Wechselwirkung von entzündlichen Prozessen, Umweltbelastungen, Stoffwechselstörungen und immunologischen Dysregulationen zusammensetzen. Klassische klinische Studien, insbesondere randomisierte, placebokontrollierte Studien (RCTs), sind darauf ausgelegt, eine einzelne Variable isoliert zu testen, während die Hämoperfusion in einem ganzheitlichen Kontext zur Anwendung kommt, bei dem verschiedene Faktoren gleichzeitig eine Rolle spielen.
Darüber hinaus gibt es keine einheitlichen Biomarker, die den Erfolg einer Hämoperfusion oder Apherese in einem kurzen Zeitraum objektiv und universell messbar machen. Während beispielsweise Medikamente oft anhand klarer Laborwerte oder definierter Endpunkte bewertet werden können, zeigt sich die Wirksamkeit der Blutreinigung häufig in einer subjektiven Verbesserung des Allgemeinzustands, der Energielevel oder der Reduktion unspezifischer Beschwerden – Aspekte, die sich schwer in ein standardisiertes Studiendesign pressen lassen.
Erfahrungswerte sprechen eine klare Sprache
Trotz dieser methodischen Herausforderungen liefern unsere klinischen Erfahrungswerte eine eindeutige Tendenz: 9 von 10 Patienten berichten von einer deutlichen Verbesserung ihres Gesundheitszustands nach einer Hämoperfusion oder Apherese. Diese Verbesserungen lassen sich in verschiedenen Bereichen beobachten und werden von Patienten häufig berichtet:
- Mögliche Reduktion von Entzündungsparametern
- Entlastung des Körpers von toxischen Belastungen (z. B. Schwermetalle, Umweltgifte, oxidativer Stress)
- Unterstützung der Durchblutung und Zellregeneration
- Verminderung von Fatigue- und Erschöpfungssymptomen
- Erhöhte Belastbarkeit, Stressresistenz und kognitive Leistungsfähigkeit
Auch wenn diese Resultate nicht immer durch eine einzelne Messgröße quantifiziert werden können, sind sie für die betroffenen Patienten spürbar und nachhaltig. Wer tagtäglich mit Menschen arbeitet, die jahrelang unter gesundheitlichen Einschränkungen gelitten haben und durch die Therapie wieder zu neuer Lebensqualität finden, weiß: Die Wirkung der Blutreinigung ist real.
Hohe Kosten und langwierige Prozesse – Herausforderungen der wissenschaftlichen Anerkennung
Ein weiteres Hindernis für die breite wissenschaftliche Anerkennung der Hämoperfusion und Apherese liegt in den enormen Kosten und dem langwierigen Prozess klinischer Studien. Die Durchführung von groß angelegten, randomisierten, placebokontrollierten Studien (RCTs) erfordert erhebliche finanzielle Mittel, die in der Regel von Pharmaunternehmen oder staatlichen Institutionen bereitgestellt werden. Da die extrakorporale Blutreinigung jedoch keine medikamentöse Therapie ist und keine direkte Abhängigkeit von pharmazeutischen Herstellern besteht, gibt es kaum kommerzielles Interesse, in großflächige Studien zu investieren.
Zudem sind solche Studien nicht nur kostenintensiv, sondern auch zeitaufwendig. Selbst wenn eine wissenschaftliche Untersuchung gestartet wird, kann es Jahre dauern, bis belastbare Daten vorliegen, publiziert und von medizinischen Fachgesellschaften anerkannt werden. In dieser Zeit profitieren Patienten bereits von den praktischen Erfolgen der Therapie, ohne dass diese formell in die Leitlinien der klassischen Medizin aufgenommen werden.
Die Herausforderung besteht also darin, eine wissenschaftliche Fundierung zu schaffen, die sowohl die hohen Kosten als auch die methodischen Hürden überwindet, während gleichzeitig bereits erkrankte Patienten von der Hämoperfusion und Apherese profitieren können. Dies erfordert ein Umdenken in der medizinischen Forschung, eine Offenheit für neue Studiendesigns und ein interdisziplinäres Engagement, um diese innovativen Verfahren langfristig in der evidenzbasierten Medizin zu verankern.
Einladung zum wissenschaftlichen Dialog
Die Frage ist also nicht mehr, ob die Hämoperfusion oder Apherese wirkt, sondern wie sich ihr Nutzen in einer wissenschaftlich validen Weise nachweisen lässt. Statt starr an klassischen Studiendesigns festzuhalten, braucht es einen neuen, praxisorientierten Ansatz, um die Effektivität individualisierter Therapien objektiv zu erfassen.
Wir laden Mediziner, Wissenschaftler und Therapeuten dazu ein, sich mit den Ergebnissen unserer Patienten auseinanderzusetzen, neue Studiendesigns zu diskutieren und gemeinsam an einem modernen Verständnis der extrakorporalen Blutreinigung zu arbeiten. Denn nur durch interdisziplinären Austausch und eine Betrachtung der klinischen Symptomverbesserungen beim Patienten können wir das volle Potenzial dieser innovativen Therapieformen erschließen – zum Wohle der Patienten und der gesamten Medizin.